Ikonenausstellung-Verkündigung des Glaubens
Eine Ikone besteht aus zwei Bestandteile: Materie und Geist.
Die Materie: Der Hintergrund ist ein Holzbrett aus Lindenholz, darauf kommt der Kreidegrund, der in vielen Schichten aufgetragen wird und danach fein geschliffen wird(eine Woche Arbeit!). Pinsel und Farbpigmente mit Eidotter und Wasser gemischt sind die Hauptmaterialien.
Der Geist: Ab nun braucht der Ikonenmaler viel Konzentration und Ruhe. Die starren schwarzen Linien des Ikonen Motivs sollen nun Form annehmen, durch unzählige Farblasuren eine Fläche werden und Licht aus dem Dunklen hervorkommen lassen. Mit sieben Arbeitsstunden pro Tag entsteht in einer Woche ein geheimnisvolles Bild. Mit goldenem Hintergrund auf die Ewigkeit hinweisend, in die uns die Ikone einführen möchte. Hier beginnt die Verkündigung und das Geistliche, das Gebet und die Kontemplation.
Materie und Geist vermählen sich in der Ikone - im Abbild dessen, der uns Zuschauer verkündet wird!
Wenn wir ein Bild betrachten findet wir einen Fluchtpunkt, die Perspektivenlinien führen unsere Augen in das Bild hinein und erzählen uns auf diese Art und Weise das Bildgeschehen.
Ganz umgekehrt geschieht es bei den Ikonen. Hier ist die Rede von der verkehrten Perspektive, hier ereignet sich Verkündigung. Wenn wir das gemalte Bild der Ikone anschauen, finden wir keinen Fluchtpunkt. Das Ikonenbild wirkt flach, zwei dimensional. Es stellt sich die Frage, warum die Meister diese Art der bildenden Kunst entwickelt haben? Aus tief-religiöser Glaubenserfahrung entdeckten die „Ikonenschreiber“(Ikonographein), dass nicht der Zuschauer in die göttliche Geheimnisse hineinschauen kann, sondern er selbst von Gott, dem Vater im Himmel angeschaut wird! So kommt es zu einem Perspektivenwechsel: der Fluchtpunkt ist nicht mehr im Bild sondern im Zuschauer! Die Perspektivenlinien kommen aus dem Bild heraus und vereinen sich in der Person des Zuschauers. Ihm wird das auf goldenem Hintergrund gemalte Glaubensgeheimnis verkündet.
Wir könnten es so zusammenfassen: Alles, was wir im Ikonenbild betrachten, ist Verheißung an uns und möchte in uns Wirklichkeit werden, Fleisch-annehmen! Der goldene Hintergrund - herrlich strahlend und doch undurchlässig - ist Abbild der Ewigkeit aus der die göttlichen Geheimnisse kommen und zu der wir berufen sind.
Es ist nicht bloße Erzählung, sondern Verkündigung dessen, wie sehr Gott uns liebt. Evangelium, das sich im „Jetzt“ des Zuschauers verwirklichen möchte.
Ikonenerfahrung heißt Dialog zwischen Personen. Beziehung vom Geist und Materie, Gott und Mensch. Mysteriös und wunderschön!